Gemäß Einigungsvertrag vom 3. Oktober 1990 mussten Rundfunk und Fernsehen der ehemaligen DDR bis zum 31.12.1991 aufgelöst oder in Anstalten des öffentlichen Rechts einzelner oder mehrerer Länder überführt werden. Sollte dies nicht gelingen, so würden sie automatisch aufgelöst.
Am 15. Oktober 1990 wurde Rudolf Mühlfenzl zum Rundfunkbeauftragten der euen Länder ernannt. 1999 erinnerte er sich:
„Im Artikel 36 steht schlicht und einfach: Ab jetzt ist es das Bestreben, die Rundfunksituation radikal zu ändern. Der Staatsrundfunk der DDR muss beendet werden, und an seine Stelle treten – auf der Basis entstehender neuer Landesrundfunkgesetze – die neuen Länder mir ihrer Kulturhoheit. Dazu brauchte man jemanden, der das machen kann. Das hieß auch - das stand zwar nicht drin, aber das war eine logische Konsequenz aus dem, was drin stand –, dass ich 14.000 Leute entlassen musste, weil wir als Länder von denen keinen mehr sehen wollten, weil wir, die Länder, nun in eigener Zuständigkeit entscheiden, welche Mitarbeiter, welche Techniker, welche Journalisten unsere Programme in den Landesrundfunkanstalten meinetwegen in Sachsen oder in Thüringen machen sollen. (...) Staatssekretär Neumann von der CDU sagte zu mir: ‚Herr Mühlfenzl, (...) wenn Sie diesen Job machen, dann bedeutet das für uns Folgendes. Wir haben jemanden gesucht, der die Medienszene wirklich kennt. Wir haben jemanden gesucht, der Prügel gewohnt ist, weil er nur Prügel beziehen wird. Und wir haben jemanden gesucht, der nicht den Ehrgeiz haben darf, danach noch etwas werden zu wollen. Denn wenn er diesen Job erledigt hat, für den wir ihn suchen, wird er sowieso nichts mehr.’ Ich muss sagen, dass diese Beschreibung zwar kurz, aber wirklich zutreffend war.“
Christoph Singelnstein, Jörg Hildebrandt und Hannelore Steer bildeten in der Zeit von Oktober 1990 bis zum 31.12.1991 das letzte Leitungsteam des Rundfunks der DDR. Nach der Präsentation der Sendung vom 11.4.1991 skizzieren sie im Gespräch mit dem damaligen RIAS-Intendanten Helmut Drück noch einmal ihre Sicht der Abläufe auf dem Weg in die Arbeitsstruktur der ARD.
Christoph Singelnstein war geschäftsführender Intendant des Rundfunks der DDR von Ende August bis Anfang Oktober 1990 und danach bis Dezember 1991 Chef des Funkhauses Berlin. Seit dem 1. Mai 2009 ist er stellvertretender Programmdirektor „Information” und Chefredakteur beim RBB.
Hannelore Steer wirkte als Programmdirektorin und stellvertretende Intendantin des Rundfunks der DDR von Oktober 1990 bis zu dessen Auflösung zum Jahresende 1991. Sie war verantwortlich für die Programme Berliner Rundfunk, DT 64, Radio aktuell und DS Kultur.
Von 1996 bis 2003 war sie Hörfunkdirektorin und stellvertretende Intendantin beim ORB und danach in gleicher Funktion bis 2008 beim RBB.
Jörg Hildebrandt arbeitete als stellvertretender Intendant des Rundfunks der DDR und war Mitbegründer des ORB und Chefredakteur von „Radio 3”, dem Potsdamer Klassik-Kulturprogramm von ORB und NDR.
Helmut Drück begann 1965 beim WDR und leitete von 1972 bis 1980 die Intendanz. 1988 wurde er stellvertretender Fernsehdirektor des Kölner Senders. Darüber hinaus war er an der Gründung von „arte” beteiligt. 1989 wurde er zum Intendanten des RIAS ernannt und war bis 1993 an der Fusion von RIAS und Deutschlandsender Kultur zu Deutschlandradio Berlin eingebunden.