„Einige Politiker wollen den ostdeutschen Jugendsender Ende 1991 abschalten - eine Million HörerInnen wollen ihn weiter einschalten. Wer am längeren Hebel sitzt ist klar. Aber die Power der HörerInnen trotzt den Verantwortlichen in einem spannenden Wettlauf mit der Zeit ein überraschendes Zugeständnis ab: Einen Tag vor Silvester steht fest, die Abwicklung ist vorerst verhindert. Der Film schildert den phantasiereichen Kampf um den beliebten Sender von September 1991 bis zum Frühjahr 1992.“ (Pressetext) Der "Scheinschlag" schrieb am 17.5.1992: "... so zeichnet den Film zweifellos ein hoher dokumentarischer Wert für die Medien- und deutsche Geschichte, aber auch eine tragende innere Spannung und Unterhaltungswert aus. Bleibt zu wünschen, dass der von WIM Berlin produzierte 50 Minutenstreifen schnell seinen Weg ins Zimmerkino, sprich Fernsehen findet.(...) Es sollte doch wohl Platz sein in den Medien für ein brisantes Medienthema."
Früh am Morgen des 13. September 1991 und damit fast genau ein Jahr, nachdem DT64 tatsächlich schon einmal über Nacht weitestgehend abgeschaltet wurde, erwachten die Hörer von DT64 gänzlich unvorbereitet in einem Alptraum: Große Aufregung drang aus dem Lautsprecher. Der Sender ist abgeschaltet worden. Geblieben sind vier Teams mit Ü-Wagen, die darum kämpfen, das Programm aufrecht zu erhalten. Ständig auf der Flucht vor den Peilwagen der Bundespost gibt es immer wieder Unterbrechungen und Störungen. Doch als im Wetterbericht Minusgrade gemeldet werden und sogar die Elbe zugefroren sein soll, wurde deutlich, dass es sich lediglich um eine düstere Vision handelte. In der Tradition von Orson Welles’ „War of the Worlds“ realisierte DT64 eins der längsten Hörspiele der deutschen Radiogeschichte. Anstatt den Sender zu bestreiken, hatte Chefredakteur Michael Schiewack die Idee, den Protest gegen die Abschaltung mit den dem Radio eigenen Mitteln zu artikulieren. Und tatsächlich war die Resonanz in den Medien beachtlich.
Nach der Präsentation von Ausschnitten dieses außergewöhnlichen Radioereignisses spricht Andreas Ulrich, der damals an der Sendung beteiligt war, mit Rainer Hällfritzsch über die Spielräume eines Senders im Kampf gegen seine eigene Abschaltung.
ANDREAS ULRICH begann als Redakteur und Reporter beim Berliner Rundfunk und wechselte 1986 als Moderator und Chef vom Dienst zu DT 64. Im Herbst 1989 wurde Ulrich zum Leiter der aktuellen Redaktion bestimmt. 1993 veröffentlichte er zusammen mit Jörg Wagner „DT64 – Das Buch zum Jugendradio 1964 – 1993“.
Nachdem er seit 1993 für verschiedenene Sender tätig war, ging Andreas Ulrich 1997 zu radioeins, wo er seither Politik und Sportsendungen moderiert.
RAINER HÄLLFRITZSCH studierte von 1973 – 1979 historische Erziehungswissenschaften in West-Berlin und arbeitet als freier Journalist. Er war einer der Mitbegründer von „Radio 100“ und macht seit 1988 ebenso sozial engagierte wie politisch relevante Dokumentarfilme, darunter „Bitteres aus Bitterfeld“ (1988) „Enkelkinder“ (1997) und „Rechte Schüler - Lehrer ratlos? Ein Blick nach Ostdeutschland“ (2002).