Inspiriert vom neuen Chefredakteur Michael Schiewack machte sich Lutz Deckwerth an die Arbeit. Anstatt das aktuelle Geschehen weiterhin nur über Pressekonferenzen zu verfolgen, fing er an zu recherchieren.
Mal war es eine Telefonnummer, mal eine redselige Kneipenrunde oder ein Anruf in der Redaktion: Lutz Deckwerth fragte nach, hörte sich um und deckte so die unglaublichsten Geschichten auf: etwa über die Machenschaften von Alexander Schalck-Golodkowski, dem letzten Devisenbeschaffer der DDR oder den Missbrauch psychiatrischer Behandlungsmethoden durch die Staatssicherheit. Auch überrascht, was die FDJ im Herbst 1989 beschäftigte. Lutz Deckwerth erinnert sich:
„Das, was Renaldo im Oktober 1990 bei einem Bier erzählte, klang unglaublich: Die FDJ-Bosse um Eberhard Aurich hätten in der Wendezeit Millionen verschwinden lassen. (...) Die einstigen FDJ-Millionen sollten die Wendezeit unbeschadet überstehen, indem man sie in Unternehmen anlegte. Zwischen Herbst 1989 und Frühjahr 1990 seien so eine Vielzahl von Gesellschaften mit beschränkter Haftung entstanden. (...) Mit FDJ-Geldern, FDJ-Immobilien und FDJ-Inventar haben die Herren der aufgehenden Sonne die Wirren der Wende 89/90 gut überstanden.”
Nach der Präsentation der Sendung sprechen Lutz Deckwerth und Hermann Theißen über die journalistische Aufarbeitung der deutsch-deutschen Wirklichkeit im Radio nach 1989.
Lutz Deckwerth war nach dem Studium der Journalistik in Leipzig zunächst als Redakteur von 1984 – 1987 beim Berliner Rundfunk tätig, bevor er 1987 Reporter bei DT64 wurde und von 1989 bis 1991 Chefreporter war. Danach wechselte er zu Info 101 und ab 1993 als Chefreporter und dann stellvertretender Redaktionsleiter zum Berliner Fernsehsender “IA”. 1996 ging er als Berlin-Reporter zu “RTL Explosiv”.
Hermann Theißen ist seit 1986 Feature-Redakteur beim Deutschlandfunk in Köln. Daneben dreht er Filme und schreibt für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften.