Mittwoch, 23.09.09
20.00 Uhr

HALLO AM FREITAG
VON DEN ANFÄNGEN DER SINGEBEWEGUNG IN DER DDR

Gesprächsrunde mit Lutz Kirchenwitz, Reinhard Heinemann, Elke Bitterhof
Stimme der DDR, Sendedatum: 13.04.1979

Inspiriert von der Folkbewegung in den USA, aber auch von den Liedermachern in der Bundesrepublik entstand in den frühen 60er Jahren in der DDR die Singebewegung. In Abgrenzung zu Unterhaltung und Schlager sangen und komponierten zumeist junge Menschen Lieder und Protestsongs zwischen Folklore, Chanson, Blues und Beat. Der erste Zusammenschluss dieser Art war der „Hootenanny-Klub“ in Berlin,
der jedoch aus politischen Gründen schon bald in „Oktoberklub“ umbenannt wurde. Nach und nach gelang es der FDJ, diese Bewegung in ihrem Sinne zu kanalisieren und sie zu einem festen Bestandteil der Kulturpolitik der SED werden zu lassen. Nichtsdestotrotz hatten sich im ganzen Land Singegruppen gebildet, die kulturell und politisch nur bedingt zu kontrollieren waren und die für viele eine wichtige Nische des eigenen Ausdrucks wurden. Während die FDJ-Bezirksleitung Berlin und DT64 die Bewegung förderten, blieb der FDJ-Zentralrat misstrauisch und erklärte: „Diese Musizierart hat Parallelen im kapitalistischen Ausland. (...) Es ist darauf Einfluss zu nehmen, dass diese jungen Sänger unsere politischen Kampfziele zum Inhalt ihrer Lieder und Programmgestaltung machen und das politische Niveau des pazifistischen Protestsongs überwinden.“

Dialog mit STEFAN LASCH UND OLAF LEITNER

Nach der Präsentation dieser von Stimme der DDR realisierte und ausgestrahlten Sendung erörtern Stefan Lasch und Olaf Leitner die wechselseitigen Einflüsse in den Bereichen Radio und Populärkultur von West auf Ost und umgekehrt. In Anwesenheit von LUTZ KIRCHENWITZ, Mitglied des Oktoberklubs von 1966 bis 1981.

Stefan Lasch war zunächst Redakteur und schließlich von 1976 bis 1990 stellvertretender Chefredakteur Musik bei DT64. Ab 1989 baute er den Bereich PR und Öffentlichkeitsarbeit auf. Nachdem er DT64 1990 verlassen hatte, gründete er eine eigene Werbeagentur und realisierte zahlreiche CD- und Hörfunkproduktionen.
Olaf Leitner arbeitete von 1974 bis 1992 als Musik- und später auch kulturpolitischer Redakteur bei RIAS Berlin und von 1992 bis 1994 als Ressortleiter Kultur bei Radio Brandenburg. Er veröffentlichte 1983 das Buch Rockszene DDR und 2002 West-Berlin! Westberlin! Berlin/West! Die Kultur – die Szene – die Politik. Heute ist er als Autor von Büchern und Drehbüchern tätig und betreut beim Hamburger Web-Radio Byte.FM die Sendung Der West-Östliche Diwan.